Definition von Resilienz
Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „resilire“ ab, was so viel wie zurückspringen, abprallen bedeutet. Im Kontext mit der menschlichen Psyche beschreibt Resilienz die Fähigkeit, belastende Lebensumstände gut zu meistern und mit negativen Ereignissen umgehen zu können. Das Verständnis von Resilienz als Widerstandskraft gegen Stress und Krisen hat seinen Ursprung in den 1970er-Jahren, als die Wissenschaft der Frage nachging, warum manche Kinder sich trotz einer schweren Kindheit normal entwickeln. Die Forschenden suchten hier vor allem nach Schutzfaktoren, die eine positive Entwicklung begünstigen. In den 1990er-Jahren wurde der Stress-Part um die Widerstandskraft bei Widrigkeiten oder einem Trauma im Erwachsenenalter erweitert. Negative Aspekte wie Angst, Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörungen fanden Eingang. Übrigens: Faktoren, die den Organismus in einen Zustand erhöhter Alarmbereitschaft zu versetzen wissen, nennt die Wissenschaft Stressoren.
Woher stammt Resilienz?
Aus Niederlagen gestärkt und nicht gebrochen hervorgehen. Das will wohl jeder und doch gibt es einige, denen es besser gelingt und andere, die an Krisen zerbrechen. Je resilienter jemand ist, desto besser werden Krisen gemeistert. Doch woher stammt unser Grad an Resilienz und ist dieser vielleicht sogar angeboren? „Genetische Anlagen mögen eine aber sicherlich nicht die entscheidende Rolle spielen. Verschiedene Faktoren haben einen Einfluss auf die Entwicklung unsere psychischen Widerstandfähigkeit. Das Elternhaus legt in der Kindheit die Basis. Psychische Erkrankungen der Eltern, wirtschaftliche Nöte, chronische Familienkonflikte oder die Abwesenheit eines Elternteils können die Resilienz maßgeblich beeinflussen“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin der BARMER. Erfahren Kinder, dass sie eine emotional stabile Beziehung zu mindestens einem Elternteil oder den Großeltern haben und so in ihrem Handeln positiv bestärkt werden, könne dies eine psychische Widerstandsfähigkeit begünstigen. Ausgeglichene Menschen mit einem optimistischen Blick auf das Leben und einem entspannten Umgang mit Stress können schlechte Nachrichten gemeinhin besser verarbeiten als pessimistische Phobiker. „Unser Reservoir an Widerstandsfähigkeit ist weder limitiert noch unveränderbar. Es hängt maßgeblich von unseren Erfahrungen und Verhaltensweisen ab, und das bedeutet natürlich auch, dass Resilienz trainierbar ist“, sagt die Psychologin.
Was die Resilienz beeinflusst
Positive Emotionen
Eine einfache Rechnung: Wer regelmäßig mehr positive als negative Gefühle spürt, ist glücklicher und entsprechend mental gefestigter. „Der mentale Gipfel ist dann erreicht, wenn man in der Lage ist, in schwierigen Situationen positive und negative Gefühle gleichzeitig verarbeiten zu können. Wer es schafft, im Angesicht des Verlustes einer geliebten Person auch Dankbarkeit für die gemeinsam verbrachte Zeit aufzubringen, beweist ein hohes Maß an Resilienz“, sagt die Psychologin.
Optimismus
Sie meinen, das Leben hat Ihnen ein miserables Blatt zum Spielen gegeben? Nicht verzagen, spielen Sie es nach besten Möglichkeiten. Unter Optimismus verstehen wir eine positive Erwartungshaltung, die über verschiedene Situationen und mit der Zeit relativ stabil bleibt. „Optimistische Menschen neigen dazu eher aktiv mit Stress umzugehen. Sie sehen ein Problem und überlegen, wie sie es bewältigen können. Durch diese aktive Herangehensweise können Aufgaben besser bewältigt werden“, so Jakob-Pannier.
Hoffnung
Krisen sollten nicht als unüberwindbare Probleme, sondern als vorübergehende Phasen betrachtet werden. Hoffnung definiert eine positive Erwartungshaltung, gepaart mit der Zuversicht, Ziele erreichen zu können und der Motivation, etwas dafür zu tun.
Selbstwertgefühl
„Wer sich seiner eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst ist, der begreift Probleme eher als Herausforderungen“, meint Jakob-Pannier. Wer also an sich glaubt, steht Krisen deutlich gefestigter gegenüber und findet oft eine gute Lösung im Umgang mit einem Problem.
Soziale Unterstützung
Wer weiß, dass man sich im Fall der Fälle auf andere verlassen kann, der geht deutlich entspannter durchs Leben. Bilden Sie Netzwerke, pflegen Sie Freundschaften und die Verbindungen zur eigenen Familie. Das soziale Netz ist ein perfekter Halt. Andersherum ist sein Fehlen ein erheblicher Risikofaktor für einen geringen Grad an Resilienz und kann psychische Beeinträchtigungen zur Folge haben.
Wie die Resilienz gesteigert werden kann
Setzen Sie sich klare Ziele!
Wer das Ziel kennt, kann sich auf das Wesentliche konzentrieren und ist in der Lage Prioritäten zu setzen. Kleine Fortschritte genügen bereits und idealerweise können Sie am Ende eines jeden Tages (Teil)-Ziele abhaken.
Überzeugen Sie sich selbst!
Machen Sie sich positive Erlebnisse und persönliche Erfolge bewusst. Fragen Sie sich regelmäßig: „Was kann ich gut? Was macht mir Spaß? Was schätzen andere an mir?“ Stärken Sie ihr Selbstvertrauen und holen Sie sich ein Feedback von Menschen Ihres Vertrauens ein.
Akzeptieren Sie Veränderungen!
Alles ist im Fluss und Veränderungen gehören zum Leben dazu. Machen Sie das Beste aus ihnen. Fragen Sie sich in schwierigen Momenten: „Wie könnte ich die Situation noch sehen? Was kann ein erster Schritt hin zu einer Lösung sein? Was kann ich hier und jetzt lernen?“ Neubewertungen dieser Art fördern ebenso Resilienz. Richten Sie Ihre Gedanken auf das, was möglich ist, und beginnen Sie, Ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen.
Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse!
Durch Bewegung, Entspannung, Meditation und gesunde Ernährung sorgen Sie für sich. Finden Sie Ihre persönlichen Ruheoasen, egal ob bei einem Spaziergang in der Natur, einem Hobby oder einem guten Essen. Hilfreich können ebenso (Online-)Gesundheitskurse sein, die einen gesunden Lebensstil fördern. (Barmer)