Es ist keine gefährliche, aber für die Betroffenen sehr belastende Erkrankung: Wer am Reizdarm-Syndrom (RDS) leidet, hat mit Bauchschmerzen und Krämpfen, oft verbunden mit Durchfall oder Verstopfung zu kämpfen. Etwa jede siebte Frau und jeder elfte Mann, meist im Alter zwischen 35 und 50 Jahren, leidet an diesen typischen Symptomen.
Was steckt dahinter?
Patienten mit RDS sind unterschiedlich stark von der Erkrankung betroffen. Viele haben eine milde Form, mit der sie in der Regel gut zurechtkommen. Bei manchen sind die Probleme allerdings so stark, dass die Patienten sich im Alltag sehr eingeschränkt fühlen. „Frauen leiden meist eher unter Verstopfung, Männer unter Durchfall, manchmal tritt aber auch beides auf. Hinzu können auch Völlegefühl und Blähungen kommen. Das Schamgefühl bei den Betroffenen ist entsprechend groß“, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der BARMER. Oft treten die Probleme schubweise auf, beschwerdefreie Zeiten wechseln sich also mit Phasen stärkerer Beschwerden ab. Der Grund für die Probleme liegt meist in einem gestörten Weitertransport des Nahrungsbreis im Dickdarm. Bei zu schnellem Transport kann es zu Durchfall kommen, bei zu langsamen Transport ist oft Verstopfung die Folge. Zeitgleich treten häufig schmerzhafte Krämpfe durch das Zusammenziehen der Darmmuskulatur auf. Als Ursachen kommen Entzündungen der Darmwand, überempfindliche Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur, aber auch eine erbliche Veranlagung infrage. Psychische Belastungen und Stress gelten als auslösende Faktoren.
Wer häufig unter Verdauungsstörungen leidet, sollte zunächst einen Arzt aufsuchen, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen. Der Mediziner kann dann beispielsweise Blutuntersuchungen, einen Test auf Blut im Stuhl, einen Ultraschall des Bauches und Tests auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten durchführen. Wird bei diesen Untersuchungen nichts gefunden und die Diagnose lautet „Reizdarm-Syndrom“, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern. „Nicht jedem hilft das Gleiche. Herauszufinden, was individuell das Beste ist, erfordert von den Betroffenen vor allem Geduld. Viele Patienten haben dann irgendwann Erfahrungswerte dazu, was ihnen gut tut und was nicht“, so Günther.
Das eigene Leben umstellen
Manchmal hilft es schon, mehrere kleinere Mahlzeiten anstelle von drei größeren zu sich zu nehmen. Beim Essen sollte man sich Zeit nehmen und darauf achten, gut zu kauen, damit die Nahrung bereits im Mund durch Enzyme ausreichend zerkleinert werden kann. Obst, Gemüse und Salat sollten an der Tagesordnung stehen. Auch Ballaststoff-Präparate wie Mittel aus Flohsamen können der Verdauung auf die Sprünge helfen. Außerdem hilft es, viel zu trinken, möglichst zwei Liter pro Tag. Um den Darm zusätzlich auf Touren zu bringen, wird außerdem Bewegung wie Wandern, Schwimmen oder Radfahren empfohlen. Insgesamt lohnt sich eine ausgeglichene Lebensweise mit möglichst wenig Stress. Ein Tagebuch, in dem notiert wird, welche Lebensmittel man zu sich genommen hat, wie viel man sich bewegt hat oder wie gestresst man sich gefühlt hat, kann Aufschluss über auslösende Faktoren liefern. Kurzfristig können auch verschiedene Medikamente die Beschwerden lindern. Hierzu zählen in erster Linie krampflösende Mittel, die die Darmmuskulatur entspannen und dadurch Schmerzen lindern sollen. Auch Abführmittel bei Verstopfung oder Mittel gegen Durchfall sind in der Apotheke erhältlich. Von einer dauerhaften Einnahme von frei verkäuflichen Präparaten rät Günther allerdings ab: „Um eine Umstellung der eigenen Lebensgewohnheiten kommt man beim Reizdarm-Syndrom in der Regel nicht herum“, weiß die Expertin. (Barmer)