Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer: „Bereits seit langer Zeit hält sich der Mythos, Karotten könnten die Sehkraft verbessern. Grund dieser Annahme ist, dass sie Beta-Carotin enthalten, welches im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Vitamin A hat eine besondere Bedeutung für die Wachstumsprozesse vieler Zellen und spielt eine entscheidende Rolle für das Sehen bei Dunkelheit. Es sorgt nämlich dafür, dass die Netzhaut mehr Licht aufnehmen kann. Denn in ihren Sinneszellen, den sogenannten Stäbchen und Zapfen, wird das Licht in Nervenimpulse umgewandelt und an das Gehirn weitergeleitet. In den Zapfen und Stäbchen sind sogenannte Sehpigmente enthalten. Das in den Zapfen enthaltene Sehpigment Iodopsin ermöglicht es, rotes, grünes oder blaues Licht zu sehen. Das Sehpigment Rhodopsin in den Stäbchen ist hingegen sehr lichtempfindlich. Für den Aufbau beider Pigmente benötigt der Körper Vitamin A. Ein Mangel des Vitamins, der jedoch in den westlichen Ländern nur äußerst selten vorkommt, macht sich folglich als erstes in Form von Nachtblindheit bemerkbar.
Über eine ausgewogene Ernährung nehmen die Menschen durchschnittlich so viel Vitamin A zu sich, dass lediglich ein Prozent der aufgenommenen Menge für die Versorgung der Augen genügt. Bereits eine mittelgroße Mohrrübe enthält nämlich ausreichend Vitamin A, um die für einen Erwachsenen empfohlene tägliche Menge abzudecken. Weitere Lebensmittel, die einen hohen Vitamin A Gehalt haben, sind zum Beispiel Spinat, Kürbisse oder Aprikosen. Wichtig dabei ist, dass der Organismus eine kleine Menge Fett benötigt, um Beta-Carotin aufzunehmen. Solange kein Mangel durch eine unzureichende Ernährung oder eine gestörte Aufnahme des Vitamins im Darm besteht, haben Karotten also keinen Einfluss auf das Sehvermögen.“ (Barmer)